Die Reviere der Schliersee und der Chiemsee

Das Revier – der Schliersee

In Bayern gibt es durch die Eiszeit eine Reihe von Seen. Die meisten haben sich am Rande der Alpen gebildet. Eine außergewöhnliche Lage nimmt hierbei der Schliersee südlich von München ein.

Warum?

Wenn man von München auf der A 8 Richtung Süden fährt, sieht man eine markante Spitze – ähnlich einer Pyramide. Fährt man dann über Miesbach weiter in diese Richtung, entdeckt man weitläufige bewaldete Hügel – das typische Voralpenland. In Hausham fährt man vorbei an der Huberspitz. Dieser Berg lässt schon die Alpen erahnen.Wenn es dann über den Kirchbichl geht, ist man plötzlich wie mitten in den Alpen. Hoch aufragend im Süden grüßt die Brecherspitz und zu ihren Füßen liegt verträumt der Schliersee.

Selbst im Intourist Hotel in Moskau ist dieses Motiv das Symbol für Deutschland und Bayern.

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Foto: Bootsverleih Lauber vom Schliersee (genehmigt für „fitbleibenmitsegeln“)

Im Norden des Sees hat sich Platz gefunden für den Ort, der dann am Schliersberg mit dem Romatikhotel Schliersbergalm (mit Seilbahn) abschließt. Im Westen liegt die Freudeninsel mit einem historischen Bezug zum bayerischen König Ludwig I. Einst wurde hier ein Lustschloss gebaut – mit einer schönen Bewohnerin – wartend auf die Besuche des Bayerischen Königs. Seit den Wittelsbachern ist man(n) den lustvollen Momenten des Lebens in Bayern sehr zugetan.

König Ludwig II hat in Schliersee auch seinen Platz gefunden und möchte als kühler Kopf in die Geschichte des Ortes eingehen. Nur wo ist dieser Platz?

König Ludwig II

Foto Petra Rossteuscher: König Ludwig II in Schliersee mit Schneehaube

Im Norden und Osten läuft die Bundesstraße 307 um den See. Den Hang hinauf hat sich der Ort dort ausgedehnt. Im Süden kann man zu Fuß, mit dem Rad oder mit der BOB den See umrunden.

Wegen seiner geringen Tiefe friert der Schliersee an kalten Wintern zu. Manchmal trifft man dann dort auf Eissegler. Das Eissegeln ist die Krönung des Segelns, weil es Mut, körperliche Robustheit und Können erfordert. Angeblich werden Eissegler weit über einhundert Kilometer schnell.

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Foto: Katharina Roßbach_pixelio.de Schliersee im Winter

Im Sommer erwärmt sich der See sehr schnell und lockt ab Mai bis Ende September viele Schwimmer und Touristen an den See. Am Schliersee muss man daher überall und immer mit Schwimmern rechnen. Manch einer schwimmt einfach quer über den See und ist dank Neoprenhaube perfekt getarnt.

An den typischen Sommertagen tummeln sich zudem Touristen in den Elektro-, Tret- und Ruderbooten. Da viele dieser Gelegenheitskapitäne keine Ausweichregeln kennen, erfordert das Segeln dann schon allein deswegen höchste Konzentration.

Durch seine zwei größeren Sandbänke – bei denen man als Segler durchaus auflaufen kann – genießt der Schliersee auch eine Art „Karibik-Feeling“. Viele Fischer und die Freizeitkapitäne der gemieteten Schiffe steuern diese Stellen an, um zu ankern, zu baden, sich zu sonnen und zu relaxen. Diese Stellen und die naheliegende Insel Wörth zieht auch so manches verliebtes Paar an. Auf der bewirteten Insel werden viele Hochzeiten gefeiert.

Eigentlich ist der Schliersee kein besonderes Segelrevier. Anders als am Tegernsee gibt es keinen konstanten Wind. Wenn dann einmal der vorherrschende Westwind bläst, windet sich dieser über den See. Vom Kurzentrum kommt er aus dem Westen, dreht sich dann Richtung Süden zum See und verlässt den See Richtung Osten in Richtung Bayrischzell und Spitzingsee. Der Westwind weht also in einer Art S-Kurve über den See.

Andere Windrichtungen – z. B. aus Osten gibt es beim typischen Sommerhoch. Über die Leitnernase fällt dann der Wind auf den See. Diese Fallböen sieht man nur indirekt und der Wind ist meist böig und schralt (dreht).

An so manchen Tagen mit wechselnder Bewölkung zieht dann der Nordwind auch die Luftmassen über den Leitnernasen mit sich und man kann in einem Abstand von wenigen Metern mit West- oder eben Ostwind segeln …

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Foto: Petra Rossteuscher A-Cat am Schliersee vor dem Kurpark

Nur bei Südwind – also bei Föhn – ist der Wind sehr gleichmäßig. Dann bilden sich an der Uferpromenade am Kurzentrum hohe Wellen. Die werden bis zu einem Meter hoch – an diesem kleinen See.

Was ist nun so reizvoll am Schliersee?
Genau diese Windwechsel machen das Segeln am Schliersee anspruchsvoll. Das Belegen der Großschot – also die Schot fest machen und nicht mehr aus der Hand zu fahren – macht man nur ungern. Wenn man bei einer Fallböe dann die Klemme nicht mehr aufbringt, entscheiden Sekunden, das Schiff neigt sich immer mehr und meist kentert man.

Bootsverleiher – der Traumberuf von Gerhard Polt
An zwei Stellen gibt es Bootsverleihe, wo man auch Segelschiffe mieten kann. Es gibt sogar eine Segelschule und den Schlierseer Segelclub (SSC). Dort kann der Seglernachwuchs mit kleinen Jollen, wie Optimisten und Lasern sich mit den Tücken des Sees vertraut machen. Leider gibt es – mangels Teilnehmer – nur noch ein bis zwei Regatten pro Saison. Trotzdem hat der Schliersee viel gute Segler hervorgebracht.

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Foto: Schliersee von der Stöger Alm von Petra Rossteuscher mit magischem Sonnenstrahl

 

Irgendwie wirkt der Schliersee sehr beschaulich, mit seinem blaugrünen Wasser (Trinkwasserqualität) und man kann sich kaum vorstellen, dass es dort regelmäßig Stürme gibt. So ziehen die Sommergewitter plötzlich über die Huberspitz im Westen herein und Föhnstürme gibt es Sommer wie Winters, tags wie nachts.

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Foto: Petra Rossteuscher Bootsverleih Lauber am Schliersee

Diese Gelassenheit und Gemütlichkeit gibt es nur am See in Oberbayern

Was zieht einen dann doch immer wieder zu diesem See? Vielleicht ist es die Gelassenheit seiner Bewohner. Dort wird in den Seglerkreisen viel auf seglerisches Können wert gelegt und auf die Geselligkeit. In anderen Clubs wird dem Drumherum auch große Bedeutung zugemessen. Das ist am Schliersee weniger wichtig. Uns so hat der Segelsport dort etwas archaisches.

Wie*s am Chiemsee so zu geht, folgt in Kürze