Das Schiff – der A-Cat GER 431 aus der Werft Aicher & Egner

Das Schiff – der A-Cat GER 431

Die Faszination des Segeln liegt in der scheinbaren Leichtigkeit. Ohne Anstrengung – vom Wind getragen – kommt man seinem Ziel näher. Die zusätzlichen Assoziationen sind: Sonne, Entspannung, eine leichte Brise, gesunde und entspannte Menschen und eine typische Langsamkeit.

Schon seit vielen Jahrtausenden segeln die Menschen und eroberten so neue Länder, Kulturen und kehrten immer mit einem reichen Erfahrungsschatz zurück. Ganz gleich, ob es sich um Segler auf dem Nil, Wikinger Schiffe, Flöße (wie die Kontiki) oder Großsegler wie die Pamir handelt.

In Bayern dagegen lebt es sich als Segler anders. Hier muss man sich mit dem Jollensegeln begnügen. Für Yachten sind die Bayerischen Seen eigentlich zu klein. Außerdem hat das Segeln mit solch überdimensionierten Yachten viel vom Flair schwimmender Wohnmobile.

Wer nun das Segeln auf Jollen kennt – also kleinere Segelschiffe, die auch kentern können – erinnert sich sicher auch an die Bilder, wenn die Segler sich weit über den Rumpf hinaus lehnen, um eben das Kentern zu vermeiden.

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Laser (Olympische Jollen Klasse). Die Segler hängen seitlich am Rumpf, um den Gewichtstrimm zu optimieren. Foto by Pixabay

Warum kentern nun solche Jollen so leicht?

Auf den Seen gibt es weniger Wind als an der Küste. Um nun schnell voran zu kommen,  werden die Segelschiffe stark übertakelt. Es wird also mehr Segelfläche gesetzt, als die Mannschaft bei viel Wind noch gewichtsmäßig ausgleichen kann. Daher hängen sich sportliche Segler – an einem Drahtseil ein und hängen dann im Trapez außerhalb vom Schiff. Nur die Füße haben noch Kontakt zum Schiffsrumpf. Das nennt sich Trapezsegeln, schaut einfach aus und es macht sehr viel Spaß.

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Foto: by Skeeze Pixabay.com Trapezsegeln mit 470 (Olympische Klasse)

 

Zudem sind Segelschiffe möglichst leicht. Das Wasser dagegen hat eine hohe Dichte. Eine Welle hat mit einem halben Meter Höhe und einer Breite von vier Metern eine Ruhemasse von ca. 2 Tonnen. Wenn sich Wasser schnell bewegt, wird beim Aufprall ein heftiger Impuls übertragen. So lässt sich erahnen, wie geschickt man beim Segeln sein muss.

Das Messen mit den Elementen Wasser und Wind hat genau hierin seinen Reiz.

Schon früh haben Fischer überall auf der Welt entdeckt, dass ein schmaler Rumpf weniger Widerstand bedeutet. Diese Boote sind schnell, aber sind auch kipplig. Also wurde ein Ausleger (ein zweiter schmaler Rumpf) parallel mit dem Hauptrumpf verbunden. Das Mehrrumpfboot war erfunden. Es sind zwei schmale Rümpfe immer noch wesentlich schneller, als ein großer Rumpf und zudem weniger kipplig.

Wer das erste mal auf einem Katamaran (Cat) segelt, wird genau diesen Geschwindigkeitsunterschied sofort bemerken. Wenn man diese Schiffe mit Fahrzeugen vergleicht, sind Jollen wie ein PKW der Mittelklasse und Cats wie Motorräder.

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Foto: Petra Rossteuscher A-Cat 431 am Schliersee

Die Faszination des Cat-Segelns

Das Faszinierende an solchen Cats ist zudem, dass durch viele konstruktive Raffinessen das Boot auch aerodynamisch auf dem neuesten Stand ist. Der Mast hat ein Profil, wie ein Segel und ist drehbar gelagert, um die Anströmung des Windes zu optimieren. Das Gewicht ist gering, bei einem A-Cat sind es mindestens 75 kg. Die Aerodynamik wird mittels durchgelatteter Segel optimiert. Mit diesen Segellatten kann das Profil des Segels verändert und perfekt zur Windstärke passend eingestellt werden. Mit diesen Profilen ist das moderne Segeln eigentlich erst möglich geworden, da sich am Profil ein Unterdruck ausbildet und das Segelschiff leicht in Richtung des Windes gesaugt wird. So konnten Segelschiffe erstmals mit einem Winkel von ca. 35-45° gegen den Wind segeln.

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Fotofreigabe: Mischa Heemskerk; A-Cat Segeln in Vollendung mit Foils

Schneller bedeutet mehr Segelfläche oder weniger hydrodynamischer Widerstand

Nun gibt es noch weitere Merkmale und Parameter um hohe Geschwindigkeit beim Segeln zu erreichen: da Länge (Bootslänge) läuft, hat man lange Segelschiffe konstruiert: aus Gewichtsgründen und um die Manövrierbarkeit zu erhalten, hat man dann die max. Länge wieder eingeschränkt. Parallel hat sich gezeigt, dass die höchsten Geschwindigkeiten beim Segeln möglich sind, wenn der Wind seitlich von hinten kommt (raumschots) und sich der Staudruck mit dem „Sogeffekt“ addiert.

Jollen mit einem breiten und flachen Heck fangen dann bei solchen Windverhältnissen oftmals zu gleiten an – sie schieben sich also über die nach hinten gewanderte Bugwelle. Der Bug kommt so aus dem Wasser, es reduziert sich der Widerstand und die Geschwindigkeit des Boots nimmt rapide zu. So werden dann Geschwindigkeiten erreicht, die schneller als die Windgeschwindigkeit sind. Moderne Kiffs sind genau für solche Verhältnisse gebaut und auf diesen Kursen unschlagbar schnell.

Gleiten kann ein Cat nicht, dazu fehlt im das flache und breite Heck. Dafür hat er diesen geringen Widerstand und fährt auch bei anderen Kursen eine hohe Geschwindigkeit. Diese Eigengeschwindigkeit beim Cat ist so hoch, dass z. B. der wahre Wind (also die Summe aus Wind und Fahrtwind) fast von vorne kommt. All diese Faktoren sind komplex miteinander vernetzt.

Mit einem Cat zu segeln ist anspruchsvoll, mit einem A-Cat schnell zu segeln, ist eine Herausforderung. Ich haben oft gemeint, seit meinem Umstieg zum Cat-Segeln das Segeln völlig neu lernen zu müssen.

Beim A-Cat wurde nun versucht den Konstrukteuren freien Raum zu lassen. Das minimales Gewicht beträgt 75 Kg, die Segelfläche, die Länge und Breite wurden festgeschrieben. Herausgekommen ist der schnellste Einhandkatamaran der Welt. Diese Rennmaschine braucht viel Verständnis, Übung und Erfahrung. Dann macht das Segeln aber richtig Spaß.

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Ausblick:
Um mit den schnellsten Jollen mithalten zu können, wird mittlerweile beim Cat ein zusätzliches Vorsegel (bei Leichtwind) gesetzt. Da ja der Wind von vorne zu kommen scheint, muss dieses Vorsegel anders als ein Spinnacker nicht bauchig sein, sondern flach geschnitten werden. Diese Segel nennt man Gennaker oder ZERO Segel.

Wenn man also allein auf dem Schiff ist (was beim A-Cat immer so ist), müssen dann zwei Segel bzw. Schoten bedient werden, es muss gesteuert werden, Wind und die Umgebung müssen beobachtet werden. Zum Gewichtstrimm muss man bei mehr Wind auch noch ins Trapez steigen. Das ist ein bisschen wie Turnen – mit einem Hauch von Akrobatik.

Um nun auch mit einem Cat vielleicht doch schneller als der Wind zu segeln, wird seit über 50 Jahren versucht Cats mit Tragflächen (Foils) aus dem Wasser zu heben. Die Tragflächen reduzieren den geringen Widerstand nochmals.

Also einfach Foils hin bauen und dann geht’s so richtig ab?

So einfach ist es aber doch nicht. Selbst mit neuen Materialien wie Carbon, speziellen Profilen der Foils hat man entweder sehr teure Konstruktionen – die zusätzlich genau von Spezialisten bedient werden müssen – also für eine A-Cat unbrauchbar sind – oder Konstruktionen die nur manchmal funktionieren.

Segeln mit Foils ist einfach lustig

Das ist also die finale Herausforderung – hier ein brauchbare und bezahlbare Lösung für den Segelsport zu entwickeln.